Münster. Ein Aktionsbündnis unter Beteiligung des CSD Münster, der Gruppen Gegengrau und Furien* sowie des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung Münster ruft für Freitag, den 29. April 2022 zu einer Demonstration auf. Anlass ist die erste queere Demonstration der Bundesrepublik Deutschland, die vor 50 Jahren in Münster stattfand.

Bei dieser gingen am 29. April 1972 bundesweit zum erste Mal Schwule und Lesben für ihre Rechte und für Anerkennung auf die Straße. Die Demonstration am 29. April 2022, startet um 16 Uhr am Schlossplatz mit einer Kundgebung und läuft anschließend die alte Route von 1972 entlang. Es werden Redebeiträge der beteiligten Gruppen sowie Musik von Vergissmeinnicht zu hören sein.

Trotz der Fortschritte der letzten Jahrzehnte sind viele Ziele der Bewegung noch nicht verwirklicht worden. LSBTIQA Personen werden nach wie vor diskriminiert, ihnen wird gesellschaftliche Anerkennung oder sogar ihr Recht auf geschlechtliche und körperliche Selbstbestimmung verwehrt. Immer noch müssen etwa trans* Personen ihr Geschlecht entwürdigend vor Therapeut*innen und vor Gericht mit hohen Kosten beweisen, um ihre Transition beginnen zu können. Auch die Familiengründung wird gleichgeschlechtlichen Partner*innen oder trans* Eltern enorm erschwert.

Eine Vertreterin des Aktionsbündnisses: „Am heutigen Tag der lesbischen Sichtbarkeit (26.04.2022) dürfen wir nicht vergessen, dass es 1972 keine „Schwulendemo“ war. „Homos raus aus den Löchern“ stand auf dem Schild, das Anne Henscheid am damaligen Tag durch Münster trug. Sie gründete die erste „Homosexuelle Frauengruppe“ und hatte das erste medienwirksame lesbische Outing der BRD. Nach wie vor diskriminiert der Staat auch lesbische Beziehungen.
Foto: Stadt Münster
Das Aktionsbündnis erinnert mit der Demonstration auch an die radikalen Wurzeln der Bewegung und ihren Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit. Die Demonstration versteht sich als kämpferische Ergänzung des Empfangs im Rathaus, der anlässlich des Jahrestages zusammen mit Zeitzeug*innen von 1972 und Vertreter*innen aus der Politik begangen wird.

Die Vertreterin weiter: „Queere Kämpfe müssen radikal bleiben! LSBTIQA erfahren strukturelle und individuelle Diskriminierung auch noch 50 Jahre nach der ersten queeren Demo in Münster. Diskriminierung auf politischer und gesellschaftlicher Ebene führt zum Beispiel zu maßgeblichen Lohnunterschieden und Menschen müssen aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Sexualität Gewalterfahrungen im öffentlichen Raum durchmachen. Eine befreite und glückliche Zukunft für alle Menschen zu fordern, heißt für Queers einzutreten.“
„Wir sind Münster“: CSD- Demo Münster 2019