Münster. Am 30. August 2022 erklärten die Stadtwerke Münster in ihrer Pressemitteilung Ende Oktober eine sogenannte „Gasometerbörse“ auf dem Gelände der alten Gasspeicheranlage in Münster Gremmendorf veranstalten zu wollen. Diese, an potenzielle Investoren und Nutzergruppen gerichtete Präsentation, solle dabei Auftakt für das erst im kommenden Jahr beginnende „Konzeptvergabeverfahren“ sein, für welches wesentliche Informationen wie etwa Entscheidungskriterien, Entscheidungsträger und insbesondere die Dauer des Verfahrens noch immer völlig unklar bleiben.

Das Gelände des Gasometers wird seit über einem Jahr von dem Verein „sozialpalast“ bespielt, seit gut einem halben Jahr befinden sich auf dem Gelände auch die Räumlichkeiten des Kinder- und Jugendverbands „SJD – Die Falken“. Die Falken Münster verstehen die Pressemitteilung der Stadtwerke als Angriff auf die Ende September anstehende Vertragsverlängerung mit dem sozialpalast e.V. Der Verein hat trotz ständiger Planungsunsicherheit gezeigt, welches soziale und kulturelle Potenzial dem symbolträchtigen Areal bereits mit niedrigstem Ressourceneinsatz zu entlocken ist. Ohne Vertragsverlängerung mit dem Verein droht eines der letzten Industriedenkmäler Münsters auf unbestimmte Zeit unbegehbar und ungenutzt brachzuliegen. Der Gasometer-Kooperationspartner SJD Die Falken ruft daher die Stadtwerke und die politischen Vertreter der Stadt Münster auf, sich für eine Vertragsverlängerung einzusetzen, damit ein hohes Maß an öffentlicher Zugänglichkeit des Gasometers auch für die Dauer des Konzeptvergabeverfahrens gewährleistet werde.
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Dazu erklärt Pia Bradt, hauptamtliche Fachkraft der Jugendarbeit der SJD Die Falken Münster: „Wir bedauern es sehr, den Jugendlichen, die sich am Gasometer einen eigenen selbstorganisierten Lern-Treff eingerichtet haben, mitteilen zu müssen, dass wir keine weiteren Treffen über Ende September hinaus planen können. Wir, als freier Träger der Kinder- und Jugendarbeit, drohen unsere Räumlichkeiten abermals zu verlieren. Dies kann hinsichtlich mangelnder Räume, an denen sich junge Menschen ausleben können, nicht sein! Uns ergeht es dann wieder wie so vielen gemeinwohlorientierten Vereinen in Münster, die insbesondere Aufgrund der aktuell stark steigenden Preise keinen Ort für ihre wichtigen Angebote finden können. Dabei benötigen wir gerade in der aktuellen Krisenzeit unkommerzielle Orte wie das Gasometer, um finanziell benachteiligten Gruppen kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.“

Weiter führt Matthias Kupke, ehrenamtlicher Vorsitzender der SJD Die Falken Münster, aus: „Wir Falken stellen uns entschieden gegen den Ausverkauf kommunalen Eigentums. Das Gasometer gehört den Stadtwerken Münster, welche eine einhundert prozentige Tochtergesellschaft der Stadt ist. Dieses einzigartige, unbebaute Industriedenkmal droht nun an einen privaten Investor veräußert zu werden und damit auf unabsehbare Zeit der öffentlichen Hand und dem öffentlichen Zugang verloren zu gehen. Keine kommerzielle Nutzung, egal ob Büroturm, Hotel oder Firmensitz kann eine vergleichbare breite Zugänglichkeit schaffen, wie wir sie bereits leben. Wir wollen keinen neuen vorgefertigten Ort erschaffen. Unser Planungsbüro sind die Menschen und Initiativen, die sich am „Zukunftsort gazometer“ mit ihren eigenen Ideen einbringen wollen. Wir setzten uns auch weiterhin dafür ein, dass vor der symbolträchtigen Kulisse der alten Gasspeicheranlage junge Menschen über die Herausforderungen unserer Zeit, wie etwa Inflation und Klimakrise, diskutieren können und so Gesellschaft aktiv mitgestallten. Für uns gilt ‚Gazo bleibt!‘“
Für den Erhalt des gazo-Areals in Münster – Pressekonferenz gazometer Kollektiv Sozialpalast e.V. (2. September 2022)
„Kunterbunt 2022“: Queeres Sommerfest am Gasometer in Münster – Rede: Heidi Pelster vom CSD Münster (1. Juli 2022)