Münster/ Münsterland. Der DGB-Münsterland kritisiert die aktuelle Situation bei der Kitaplatzvergabe scharf. Das bislang nur rund 56 Prozent der Suchenden in Münster eine Zusage für ein Betreuungsangebot in den Kindertageseinrichtungen oder in der Kindertagespflege gefunden haben, ist laut DGB ein Armutszeugnis für die Stadt und für das Land NRW.
„Es ist nicht zu fassen, dass so viele Kinder bei der Vergabe nicht berücksichtigt werden konnten und dass ein solches Chaos bei der Vergabepraxis existiert. Uns liegen Berichte vor, wonach in Münster z.B. Eltern von Zwillingen nur für eines der Kinder einen Kitaplatz bekommen haben, ein anderes Zwillingselternpaar hingegen hat die völlig unsinnige Zusage für unterschiedliche Einrichtungen für jedes Kind erhalten und viele berufstätige Alleinerziehende sind komplett leer ausgegangen. Wir wissen sogar von dem Fall einer jungen Mutter, die sich selbst in der Ausbildung zur Erzieherin befindet, dass sie diese wahrscheinlich abbrechen muss, weil sie keinen Betreuungsplatz für ihr eigenes Kind bekommen hat. Das ist doch völlig absurd! Alle Betroffenen haben nun große Angst, ob sie überhaupt noch Plätze für ihre Kinder erhalten werden und Sorge, wie sie zukünftig Beruf und Familie unter einen Hut bringen sollen“, kritisiert DGB-Regionsgeschäftsführer Volker Nicolai-Koß.
Die Verwaltung mache sich laut DGB einen schlanken Fuß, indem sie auf den allgemeinen Fachkräftebedarf bei den Erzieherinnen und Erziehern verweise und die Verantwortung einseitig auf die Eltern abschiebe, die sich privat organisieren sollen. Dabei seien die Kommunen und das Land NRW selbst jahrzehntelang sehenden Auges in das hausgemachte Chaos geschlittert. „Bei jeder Tarifrunde im öffentlichen Dienst jammern die kommunalen Arbeitgeber, dass kein Geld vorhanden sei. Dabei gehören diese Berufe längst aufgewertet. Wir in den Gewerkschaften fordern gebetsmühlenartig immer wieder, die Menschen anständig zu bezahlen. Nur so lassen sich auch ausreichend Fachkräfte gewinnen. Jetzt erleben wir das Resultat dieser unsäglichen Sparpraxis. Die Folgen für die Kinder, wenn sie nicht die notwendige Sozialisierung erfahren und keine frühkindliche Bildung erhalten, sind dabei noch gar nicht abzusehen. Und das alles im Bildungsland NRW“, wundert sich Nicolai-Koß.
Für Stadt und Land sei die Situation nach Auffassung des DGB zusätzlich prekär, weil sie den Fachkräftebedarf, der bereits auch alle anderen Branchen umfasst, noch weiter anheizen wird. „Fachkräfte mit Kindern werden zukünftig kaum nach Münster und in die Region kommen, wenn sie wissen, dass sie bei der Suche nach Kinderbetreuung hier keine Chance haben. So kann und darf es nicht weitergehen“, erklärt Nicolai-Koß.
Betroffenen Eltern rät der DGB den Klageweg zu prüfen, sollten sie auch in der Nachvermittlung nicht zum Zuge kommen. „Alle Kinder haben einen Rechtsanspruch auf Betreuung. Die Politik ist jetzt aufgefordert ihn auch zu erfüllen, ein schnelles Sicherungskonzept zu erarbeiten und die Platzvergabe mittels des Kitanavigators oder ähnlichen digitalen Services zu optimieren,“ fordert Nicolai-Koß.