Münster: Stolpersteine gegen das Vergessen – Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – Ehepaar Reinhold & Meta Seelig

Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig in Münster, verlegt mit dem Verein „Spuren Finden e.V.“: Ehepaar Reinhold und Meta Seelig (geb. Steinweg). Letzter Wohnort in Münster: An den Bleichen 15

Reinhold Walter Meyer Seelig wurde am 26. Januar 1898 in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) geboren und im November 1943 im deutschen Ghetto/KZ Riga von Nazis ermordet.
Meta Seelig wurde am 2. April 1899 in Münster geboren und ebenfalls im November 1943 im deutschen Ghetto/KZ Riga von Nazis ermordet.
Beide wurden am 13. Dezember 1941 mit ihren Kindern Paul und Kurt Seelig von Münster nach Riga deportiert. Nur Tochter Rita Seelig konnte sich dem Zugriff der braunen Massenmörder entziehen. Sie wanderte 1939 nach Palästina aus.

Fotos Stolpersteine: Lothar Hill. Meta und Reinhold Seelig: Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945. Bild vergrößern

*Meta Seelig *2.4.1899 in Münster, geb. Steinweg war das fünfte der acht Kinder des Altwarenhändlers Salomon Steinweg, der sich 1880 in Münster niedergelassen hatte. Ihr Elternhaus befand sich An den Bleichen 5. Nach dem Besuch der jüdischen Volksschule absolvierte Meta Seelig eine kaufmännische Lehre unter anderem in Datteln. Nach ihrer Heirat 1922 verzog sie nach Wismar und kehrte mit ihrem Ehemann Reinhold Seelig und der zwei Jahre alten Tochter Anita 1925 nach Münster zurück.

1927 und 1933 gebar sie zwei Söhne, Kurt und Paul. Als Verkäuferin in der jüdischen Firma Lapp & Co. trug sie zum Lebensunterhalt bei; verlor aber mit der „Arisierung“ der Firma und der Entlassung des jüdischen Personals Ende März 1933 ihre Stellung. Sie wohnte auch nach dem Verkauf des Elternhauses (1935) weiterhin mit ihrer Familie An den Bleichen 5. Ihre Tochter Anita wuchs bei ihrer kinderlosen Schwester in Rostock auf und emigrierte mit den „Ersatzeltern“ 1934 nach Italien. Beim Besuch 1937 in Mailand sahen sich Mutter und Tochter zum letzten Mal. 1939 scheiterte die Ausreise der Söhne Paul und Kurt mit einem Kindertransport nach England ebenso wie der Versuch, den älteren nach Palästina zu schicken. Da die Familie nur über geringe Mittel verfügte, versorgte Meta Seelig bis zur eigenen Deportation eine alters verwirrte Jüdin, deren nichtjüdischer Schwiegersohn deren Unterhalt zahlte. Im Juni 1939 brachte das neue Mietgesetz der Familie den Verlust lang vertrauter Umgebung. Innerhalb weniger Tage musste Meta Seelig ihre Wohnung aufgeben, Möbel verkaufen und in das Judenhaus Jüdefelderstraße 14 ziehen.

Ehemaliger Gertrudenhof in Münster – (Sammelpunkt vor den Deportationen 1941/42), Warendorfer Straße, Ecke Kaiser-Wilhelm-Ring. Zuvor war der Gertrudenhof  Kino, Versammlungsraum und Biergarten. Er wurde am 11. Dezember 1941 von der Gestapo beschlagnahmt, um Münsters BürgerInnen jüdischen Glaubens dort vor ihrer Deportation in Richtung Osten zusammenzutreiben. Ziel war das deutsche Ghetto Riga (Lettland), das einem Vernichtungslager gleichkam. Foto: Stadtarchiv Münster.

Mit Kriegsbeginn brach der direkte Kontakt zu ihrer inzwischen nach Palästina gelangten Tochter ab. Im Juni 1939 fand sie für ihren kriegsversehrten Mann eine Anstellung bei einem „arisierten“ Betrieb in Wuppertal-Barmen. Da die Trennung von der Familie ihm gesundheitliche Probleme verursachte, erwog sie 1940 einen Umzug nach dort. Reinhold Seelig kehrte jedoch im Mai 1941 nach Münster zurück. Meta Seelig wurde mit Ehemann und ihren Söhnen Paul und Kurt am 13.12.1941 ins Ghetto Riga deportiert, wo vermutlich bei dessen Liquidierung alle im November 1943 ums Leben kamen.

*Quelle: Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Teil 1: Biographisches Lexikon, Münster 2001

Von den im Jahre 1933 ursprünglich 708 Angehörigen der jüdischen Gemeinde wurden 299 Menschen in Konzentrationslager deportiert, von denen nur 24 überlebten. Insgesamt 280 jüdische Bürger verließen Münster und emigrierten ins Ausland, sieben begingen Selbstmord und vier überlebten den Nationalsozialismus in Münster im Untergrund. Abzüglich der 77 Personen, die in diesem Zeitraum eines natürlichen Todes starben, verbleiben 42 Menschen, deren Schicksal ungeklärt geblieben ist.

Blick von der Promenade auf die Synagoge in der Klosterstraße vor ihrer Zerstörung im November 1938 (Foto: Stadtarchiv) Bild vergrößern

Das Schicksal der Familie Seelig wurde hier ausführlich dokumentiert
Zum Gedenken an Familie Reinhold Seelig
Geschichts -AG der Paul-Gerhard-Realschule, Münster 2010

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