In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Münster – Stolpersteine gegen das Vergessen: Max Heimbach

Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig in Münster, verlegt mit dem Verein „Spuren Finden e.V.“ an der Hollenbeckerstraße 10 (Kuhviertel) : Max Heimbach. Er wurde am 2. Dezember 1887 in Münster geboren, 1942 deportiert und in Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Verheiratet war Max Heimbach mit der Nichtjüdin Hermine Heimbach. Das Paar hatte ein Adoptivtochter (Margot), die den den Holocaust ebenfalls wie seine Ehefrau überlebte.

Am 26. Januar 2004 verlegte Gunter Demnig an der Hollenbeckerstraße 10 die ersten Stolpersteine in Münster für Max und Siegfried Heimbach. Mehr dazu hier.

Foto Stolperstein: Lothar Hill, Bild vergrößern.

*Der Viehhändler Max Heimbach eröffnete 1910 im elterlichen Haus an der Hollenbecker Straße einen Manufaktuwarenhandel, gab diesen aber später zugunsten des Viehhandels auf. Aufgrund der NS-Diskriminierung erfolgten zum 1. November 1938 die Einstellung seines Betriebes. Um sein Eigentum Hollenbeckerstraße 10 zu erhalten, überschrieb er es einige Wochen später auf die Brüder seiner nichtjüdischen Ehefrau. In der Pogromnacht am 9./10. November 1938 wurde Max Heimbach misshandelt, mit Öl übergossen und mit bloßen Füßen über Scherben getrieben, während seine Frau und vierjährige Tochter sich auf dem Dachboden verstecken konnten. Er wurde mit ca. 60 weiteren Münsteraner Juden im Polizeigefängnis inhaftiert.

Am 15. Mai flüchtete Max Heimbach illegal nach Belgien, wo sein Vater Otto Heimbach seit 1931 ansässig war. In Belgien wohnte er zuletzt in Wemmel/Brabat. Mit dem Überfall deutscher Truppen auf Belgien am 10. Mai 1940 wurde er interniert und nach Südfrankreich abgeschoben. Max Heimbach wurde im Sommer 1942 vom Internierungslager Gurs ins Sammellager Drancy bei Paris verbracht. Er gehörte zum 28. französischen Transport, der am 4. September 1942 Richtung Auschwitz ging. Max Heimbach wurde am 27. September 1949 vom Amtsgericht Münster für tot erklärt.

*Quelle: Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 – 1945. Teil I Biographisches Lexikon, Münster ²2001.

Während der Zeit des Nationalsozialismus war Münster Sitz der Gauleitung vom Gau Westfalen-Nord sowie der Ordnungspolizei, unter deren Leitung circa 200.000 Ordnungskräfte am Massenmord an Juden, Sinti, Roma, Homosexuellen und anderen Gruppen beteiligt waren.

Von den im Jahre 1933 ursprünglich 708 Angehörigen der jüdischen Gemeinde Münster wurden 299 Menschen in Konzentrationslager deportiert, von denen nur 24 überlebten. Insgesamt 280 jüdische Bürger verließen Münster und emigrierten ins Ausland, sieben begingen Selbstmord und vier überlebten den Nationalsozialismus in Münster im Untergrund. Abzüglich der 77 Personen, die in diesem Zeitraum eines natürlichen Todes starben, verbleiben 42 Menschen, deren Schicksal ungeklärt geblieben ist. Darüber hinaus wurden aber u.a. auch Deserteure, sog. „Asoziale“, Homosexuelle, Zeugen Jehovas sowie Sinti:zze und Rom:nja aus Münster, Opfer der Nationalsozialisten. Im Rahmen des „Euthanasie-Erlass“ vom 1. September 1939, wurden zudem zwischen 1940 und 1943 über 550 Menschen aus der Heilanstalt Marienthal in Münster (heute LWL-Klinik) in Todeslager deportiert und ermordet. Von Haus Kannen in Münster-Amelsbüren wurden 106 Bewohner*innen Opfer der NS-Tötungsmaschinerie.

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Laut des am 17. März 2021 vom Rat der Stadt Münster beschlossenen Forschungsprojektes „Gedenken an die verfolgten Homosexuellen und vergessenen Opfergruppen der NS-Zeit und der Nachkriegsjahrzehnte“, wurden mindestens zwischen 400 und 500 Münsteraner*innen zwangssterilisiert, von denen 350 namentlich identifiziert werden konnten. Eines der bekanntesten Opfer ist wohl der Münsteraner Antifaschist, Anarchist und Kommunist Paul Wulf, der 1999 verstarb.

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