In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Münster – Stolpersteine gegen das Vergessen: Elise Neuhaus

Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig in Münster, verlegt mit dem Verein „Spuren Finden e.V.“ in der Jüdefelderstraße 14 (damals Brinkstraße): Elise Neuhaus (verw. Ringes) geb. Neuhaus. Sie wurde am 3. Dezember 1870 in Herbern/Lüdinghausen geboren und im Ghetto Warschau verschollen.

Foto Stolperstein: Lothar Hill. (vergrößern)

*Elise Neuhaus kam von Herbern/Lüdinghausen mit den Eltern zwischen 1876 und 1878 nach Münster. Wohnte Tasche 1/2 (1891), Aegidiistraße 21 (1897), Corduanenstraße 5 (1898) und in ihrem eigenen Haus Jüdefelderstraße 14 (1931, 1941). Sie war als Magd in Olfen und Kamen tätig, bevor sie am 21.4.1894 in erster Ehe den seit 1885 in Münster wohnenden Arbeiter und Handelsmann Bernhard Ringes (* 7.11.1865 Wesel, kath.) heiratete. Aus dieser Ehe hatte sie einen Sohn Bernhard Ringes (* 30.10.1894). Sie übernahm nach dem Tod ihres zweiten Ehemannes Ende 1931 dessen Althandlung (Antiquitäten, Möbel), die sie vom 25.1. 1932 bis zum 30.9.1938 – ab 1935 mit Unterstützung ihres Sohnes aus erster Ehe – in der Jüdefelderstraße 14 führte. Nach dem Verkauf ihres Hauses am 23.12.1938 behielt sie, zusammen mit ihren drei Töchtern und ihren Schwestern Ella und Hulda Steinweg sowie deren Ehemann, bis zum 1.10.1939 Wohnrecht, das dann offensichtlich verlängert wurde (?). Ab 2.2.1942 bis zu ihrer Deportation war sie im letzten münsterischen „Judenhaus“ Am Kanonengraben 4 untergebracht.
Am 31.3.1942 wurde sie zusammen mit ihrer Tochter Hildegard nach Warschau deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Für tot erklärt wurde sie 1958.

*Quelle: Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Teil 1: Biographisches Lexikon, Münster 2001.

Während der Zeit des Nationalsozialismus kam es wie überall in Deutschland auch in Münster zu Pogromen, Vertreibungen und Ermordungen von jüdischen Einwohnern, wodurch deren Anteil an der Bevölkerung stark zurückging. Während der Reichspogromnacht 1938 wurde zudem am frühen Morgen des 10. November die Synagoge in Brand gesetzt und zerstört, jedoch 1961 durch einen Neubau ersetzt, der am 12. März 1961 eröffnet wurde.

Von den im Jahre 1933 ursprünglich 708 Angehörigen der jüdischen Gemeinde Münster wurden 299 Menschen in Konzentrationslager deportiert, von denen nur 24 überlebten. Insgesamt 280 jüdische Bürger verließen Münster und emigrierten ins Ausland, sieben begingen Selbstmord und vier überlebten den Nationalsozialismus in Münster im Untergrund. Abzüglich der 77 Personen, die in diesem Zeitraum eines natürlichen Todes starben, verbleiben 42 Menschen, deren Schicksal ungeklärt geblieben ist.

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Nazi-Opfer aus Münster und der damaligen Gemeinde Wolbeck (seit dem 1. Januar 1975 ein Stadtteil der Stadt Münster)

Darüber hinaus wurden aber u.a. auch Deserteure, sog. „Asoziale“, Homosexuelle, Zeugen Jehovas sowie Sinti:zze und Rom:nja aus Münster, Opfer der Nationalsozialisten. Im Rahmen des „Euthanasie-Erlass“ vom 1. September 1939, wurden zudem zwischen 1940 und 1943 über 550 Menschen aus der Heilanstalt Marienthal in Münster (heute LWL-Klinik) in Todeslager deportiert und ermordet. Von Haus Kannen in Münster-Amelsbüren wurden 106 Bewohner*innen Opfer der NS-Tötungsmaschinerie. Laut des am 17. März 2021 vom Rat der Stadt Münster beschlossenen Forschungsprojektes „Gedenken an die verfolgten Homosexuellen und vergessenen Opfergruppen der NS-Zeit und der Nachkriegsjahrzehnte“, wurden mindestens zwischen 400 und 500 Münsteraner*innen zwangssterilisiert, von denen 350 namentlich identifiziert werden konnten. Eines der bekanntesten Opfer ist wohl der Münsteraner Antifaschist, Anarchist und Kommunist Paul Wulf, der 1999 verstarb.

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