Greenpeace-Aktive kennzeichnen in Münster Bärenmarke-Milch aus tierschutzwidriger Haltung

Nach neuen Recherchen: Aktionen in mehreren Supermärkten

Münster. Auf das Leid der Kühe bei der Erzeugung von Bärenmarke-Milch machen Greenpeace Aktive aufmerksam und kennzeichnen am 9. März 2024 in Supermärkten in Münster Produkte der Marke mit Aufklebern. Auf den gelben Stickern in Form eines dreieckigen Warnschildes steht „Achtung Tierleid!“. Die Aktivist:innen markieren außerdem Regale mit Bärenmarke-Produkten mit der Kennzeichnung “Haltungsform” in der schlechtesten Stufe 1. Die Bärenmarke-Molkerei Hochwald verarbeitet Milch von Kühen, die unter Bedingungen gehalten werden, die gegen das Tierschutzgesetz verstoßen. Das belegt eine am Donnerstag von Greenpeace veröffentlichte Recherche (Link zum Report: https://act.gp/49Fq1fK).

Greenpeace-Aktivisten protestieren mit einem dreieckigen Banner vor der Bärenmarke-Molkerei Hochwald in Mechernich (NRW), die Milch von angebundenen Kühen verarbeitet. Auf Transparenten stand: „Achtung Tierleid!“ („Warnung: Tierleid!“) und „Tierleid stoppen!“ (Schluss mit dem Leiden der Tiere!). Foto: Greenpeace.

Kühe können sich in dieser Anbindehaltung kaum bewegen, sind verdreckt, weisen Hautschäden auf, kommen schlecht an Tränken und müssen teilweise sogar immer die Wand angucken. „Ich habe als Kind sehr viel Milch von Bärenmarke getruken.“, sagt Paul Schaub von Greenpeace Münster. „Zu erfahren, dass die Lebensrealität der gequälten Tiere trotz teurem Premium-Preisschild so grausam aussieht, schmerzt sehr. Der Bärenmarke-Konzern muss seine Werbemärchen beenden und sofort konsequent gegen die grausame Praxis der Anbindehaltung vorgehen.“

Greenpeace wurden Bilder und Videos von 23 Milchlieferanten der Molkerei zugespielt, die Tiere in tierschutzwidriger Anbindehaltung zeigen. Tracking-Daten belegen, dass die Milch dieser Höfe an die zwei Bärenmarke-Werke in Mechernich (Nordrhein-Westfalen) und Hungen (Hessen)
geliefert wird. Nach Veröffentlichung der Bilder am Donnerstag protestieren heute Greenpeace-Aktive bundesweit in 35 Städten.

Grausame Haltung mit strafrechtlicher Relevanz Bärenmarke wirbt mit dem Slogan „Das Beste aus der Milch“ und verspricht „artgerechte Haltung“. Die Molkerei Hochwald verlangt einen hohen Preis für Produkte ihrer Premiummarke Bärenmarke, ohne entsprechende Qualität zu liefern. Anders als Bio- oder Weidemilch-Produzenten verbessert sie nicht das Tierwohl oder zahlt Milcherzeuger:innen faire Preise. „Das Wohl der Tiere mit Füßen zu treten, aus ihnen überzogenen Profit zu schlagen, während Kund:innen gegenüber gleichzeitig ein Bild von glücklichen Kühen vermittelt wird, ist nicht nur ethisch höchst fragwürdig“, sagt Schaub, „Wir sehen hier eine katastrophale Haltung mit strafrechtlicher Relevanz. Bärenmarke täuscht Verbraucher:innen, denn es handelt sich nicht um Einzelfälle, sondern um den Alltag in den Ställen.“ Greenpeace fordert von der Bärenmarke-Molkerei Hochwald, umgehend kenntlich zu machen, wie die Kühe gehalten werden, von denen die Milch stammt. Außerdem sollen sämtliche Produkte von Bärenmarke sofort auf Weidemilch umgestellt werden.

Ein Rechtsgutachten im Auftrag von Greenpeace zur Haltung von Milchkühen kommt unter anderem zu dem Schluss, dass die Anbindehaltung gegen die zentrale Norm des § 2 TierSchG verstößt und den Straftatbestand des § 17 TierSchG erfüllen kann. Sie gibt die Anforderungen an eine artgerechte Haltung vor. Bislang fehlen jedoch Mindestanforderungen, die die Haltung von Milchkühen gesetzlich regeln. Die Rechtsprechung teilt diese Auffassung weitgehend, etwa in einem Urteil des Verwaltungsgerichts Münster von Februar 2022.

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