In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Münster – Stolpersteine gegen das Vergessen: Henny Perlstein

Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig in Münster, verlegt mit dem Verein „Spuren Finden e.V.“ in der Münzstraße 49: Henny Perlstein. Sie wurde am 1. März 1897 in Münster geboren und 1944/45 im KZ Stutthof ermordet. Ihre Eltern waren Mathilde und David Perlstein, die ebenfalls den Holocaust nicht überlebten.

Foto Stolperstein: Lothar Hill. Quelle Foto Henny Perlstein: Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Teil 1: Biographisches Lexikon, Münster 2001. Bild vergrößern.

*Die Vertreterin Henny Perlstein trat nach dem Besuch der katholischen Mädchenmittelschule am 28. Februar 1933 nach dem Ausscheiden des Vaters in die Papieragentur und Versicherungsvertretung ein, die sie von der elterlichen Wohnung, Papenburgerstraße 8 (1936) und Meppernerstraße 27 betrieb. Die Abmeldung erfolgte zum 31. Dezember 1938. Danach wurde Henny Perlstein als Arbeiterin zwangsverpflichtet. Am 31. Dezember 1941 wurde sie von Münster in das Ghetto Riga deportiert. Als die Rote Armee näher rückte, wurden alle Lager in Lettland evakuiert und Henny Perlstein wurde zusammen mit über 3.000 weiteren Häftlingen am 1. Oktober 1944 in das KZ Stutthof verbracht, wo sie mit der Häftlings-Nr. 95.337 und Berufsbezeichnung „Schneiderin“ registriert wurde. Durch eine, auch von anderen Frauen vorgenommene Vordatierung ihres Geburtsdatums 1897 auf 1907 erhoffte sich Henny Perlstein bessere Überlebenschancen. Aufgrund der Lagersituation kam sie entweder in Stutthof oder auf einem der „Todesmärsche“ 1945 ums Leben.

*Quelle: Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Teil 1: Biographisches Lexikon, Münster 2001.

Während der Zeit des Nationalsozialismus war Münster Sitz der Gauleitung vom Gau Westfalen-Nord sowie der Ordnungspolizei, unter deren Leitung circa 200.000 Ordnungskräfte am Massenmord an Juden, Sinti, Roma, Homosexuellen und anderen Gruppen beteiligt waren.

Von den im Jahre 1933 ursprünglich 708 Angehörigen der jüdischen Gemeinde Münster wurden 299 Menschen in Konzentrationslager deportiert, von denen nur 24 überlebten. Insgesamt 280 jüdische Bürger verließen Münster und emigrierten ins Ausland, sieben begingen Selbstmord und vier überlebten den Nationalsozialismus in Münster im Untergrund. Abzüglich der 77 Personen, die in diesem Zeitraum eines natürlichen Todes starben, verbleiben 42 Menschen, deren Schicksal ungeklärt geblieben ist. Darüber hinaus wurden aber u.a. auch Deserteure, sog. „Asoziale“, Homosexuelle, Zeugen Jehovas sowie Sinti:zze und Rom:nja aus Münster, Opfer der Nationalsozialisten. Im Rahmen des „Euthanasie-Erlass“ vom 1. September 1939, wurden zudem zwischen 1940 und 1943 über 550 Menschen aus der Heilanstalt Marienthal in Münster (heute LWL-Klinik) in Todeslager deportiert und ermordet. Von Haus Kannen in Münster-Amelsbüren wurden 106 Bewohner*innen Opfer der NS-Tötungsmaschinerie.

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Nazi-Opfer aus Münster und der damaligen Gemeinde Wolbeck (seit dem 1. Januar 1975 ein Stadtteil der Stadt Münster)

Laut des am 17. März 2021 vom Rat der Stadt Münster beschlossenen Forschungsprojektes „Gedenken an die verfolgten Homosexuellen und vergessenen Opfergruppen der NS-Zeit und der Nachkriegsjahrzehnte“, wurden mindestens zwischen 400 und 500 Münsteraner*innen zwangssterilisiert, von denen 350 namentlich identifiziert werden konnten. Eines der bekanntesten Opfer ist wohl der Münsteraner Antifaschist, Anarchist und Kommunist Paul Wulf, der 1999 verstarb.

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