In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Münster – Stolpersteine gegen das Vergessen: Mirjam Goldenberg

Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig in Münster, verlegt mit dem Verein „Spuren Finden e.V.“ in der Schulstraße 19: Mirjam Goldenberg. Sie wurde am 11. April 1937 in Münster geboren. Zusammen mit ihren Eltern Else und Siegfried Goldenberg wurde Mirjam als Vierjährige´am 13. Dezember 1941 mit einem Zug von Münster ins Ghetto Riga (Lettland) deportiert.

Foto Stolperstein: Lothar Hill, Quelle Foto Mirjam Goldenberg: Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 – 1945. Teil I Biographisches Lexikon, Münster ²2001. Bild vergrößern.

Im November 1941, bei Auflösung des Rigaer Ghettos, wurden die Häftlinge in verschiedene Konzentrationslager verbracht. Laut Kindersuchakte wurde Mirjam Goldenberg am 21. April 1944 von einem Außenlager Rigas vermutlich nach Auschwitz deportiert und dort von Nazischergen ermordet. 1956 wurde sie vom Amtsgericht Münster für tot erklärt. Ihr Andenken wird auf dem Grabstein ihrer Eltern auf dem jüdischen Friedhof Münster gewahrt. Beide überlebten den Holocaust. Siegfried wurde am 8. Mai 1945 von sowjetischen Truppen aus dem Ghetto Theresienstadt und Else ebenfalls durch sowjetische Truppen aus dem KZ Stutthof befreit.

*Quelle: Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Teil 1: Biographisches Lexikon, Münster 2001

Quelle: „„Ein Haus für die Ewigkeit“ – Der jüdische Friedhof in Münster – eine Dokumentation“ – Uni Münster. (vergrößern)

Von den im Jahre 1933 ursprünglich 708 Angehörigen der jüdischen Gemeinde Münster wurden 299 Menschen in Konzentrationslager deportiert, von denen nur 24 überlebten. Insgesamt 280 jüdische Bürger:innen verließen Münster und emigrierten ins Ausland, sieben begingen Selbstmord und vier überlebten den Nationalsozialismus in Münster im Untergrund. Abzüglich der 77 Personen, die in diesem Zeitraum eines natürlichen Todes starben, verbleiben 42 Menschen, deren Schicksal ungeklärt geblieben ist.

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Nazi-Opfer aus Münster und der damaligen Gemeinde Wolbeck (seit dem 1. Januar 1975 ein Stadtteil der Stadt Münster)

Darüber hinaus wurden aber u.a. auch Deserteure, sog. „Asoziale“, Homosexuelle, Zeugen Jehovas sowie Sinti:zze und Rom:nja aus Münster, Opfer der Nationalsozialisten. Im Rahmen des „Euthanasie-Erlass“ vom 1. September 1939, wurden zudem zwischen 1940 und 1943 über 550 Menschen aus der Heilanstalt Marienthal in Münster (heute LWL-Klinik) in Todeslager deportiert und ermordet. Von Haus Kannen in Münster-Amelsbüren wurden 106 Bewohner*innen Opfer der NS-Tötungsmaschinerie. Laut des am 17. März 2021 vom Rat der Stadt Münster beschlossenen Forschungsprojektes „Gedenken an die verfolgten Homosexuellen und vergessenen Opfergruppen der NS-Zeit und der Nachkriegsjahrzehnte“, wurden mindestens zwischen 400 und 500 Münsteraner*innen zwangssterilisiert, von denen 350 namentlich identifiziert werden konnten. Eines der bekanntesten Opfer ist wohl der Münsteraner Antifaschist, Anarchist und Kommunist Paul Wulf, der 1999 verstarb.

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