In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Münster – Stolpersteine gegen das Vergessen: Lieselotte Rothschild

Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig in Münster, verlegt mit dem Verein „Spuren Finden e.V.“ in der Korduanenstraße 5 für: Lieselotte Rothschild. Sie wurde am 9. Juni 1924 in Laer / Kreis Steinfurt geboren, am 13. Dezember 1941 von Münster über Osnabrück – Bielefeld mit ihren Eltern Frieda und Emil Rothschild in das KZ/Ghetto Riga (Lettland) deportiert und dort von Nazischergen ermordet. Lieselotte Rothschild kam 1939 mit ihren Eltern Frieda und Emil Rothschild sowie mit Bruder Günter nach Münster. Er überlebte als einziger aus der Familie den Holocaust. Günter Rothschild wanderte am 18. August 1939 nach Palästina aus und war 1960 als Offizier in der israelischen Armee tätig.

Quelle: Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 – 1945. Teil I Biographisches Lexikon, Münster ²200.

Foto Stolperstein: Lothar Hill, Quelle Foto Lieselotte Rothschild: Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 – 1945. Teil I Biographisches Lexikon, Münster ²200. Bild vergrößern.

Während der Zeit des Nationalsozialismus war Münster Sitz der Gauleitung vom Gau Westfalen-Nord sowie der Ordnungspolizei, unter deren Leitung circa 200.000 Ordnungskräfte am Massenmord an Juden, Sinti, Roma, Homosexuellen und anderen Gruppen beteiligt waren.

Von den im Jahre 1933 ursprünglich 708 Angehörigen der jüdischen Gemeinde Münster wurden 299 Menschen in Konzentrationslager deportiert, von denen nur 24 überlebten. Insgesamt 280 jüdische Bürger verließen Münster und emigrierten ins Ausland, sieben begingen Selbstmord und vier überlebten den Nationalsozialismus in Münster im Untergrund. Abzüglich der 77 Personen, die in diesem Zeitraum eines natürlichen Todes starben, verbleiben 42 Menschen, deren Schicksal ungeklärt geblieben ist. Darüber hinaus wurden aber u.a. auch Deserteure, sog. „Asoziale“, Homosexuelle, Zeugen Jehovas sowie Sinti:zze und Rom:nja aus Münster, Opfer der Nationalsozialisten. Im Rahmen des „Euthanasie-Erlass“ vom 1. September 1939, wurden zudem zwischen 1940 und 1943 über 550 Menschen aus der Heilanstalt Marienthal in Münster (heute LWL-Klinik) in Todeslager deportiert und ermordet. Von Haus Kannen in Münster-Amelsbüren wurden 106 Bewohner*innen Opfer der NS-Tötungsmaschinerie.

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Nazi-Opfer aus Münster und der damaligen Gemeinde Wolbeck (seit dem 1. Januar 1975 ein Stadtteil der Stadt Münster)

Laut des am 17. März 2021 vom Rat der Stadt Münster beschlossenen Forschungsprojektes „Gedenken an die verfolgten Homosexuellen und vergessenen Opfergruppen der NS-Zeit und der Nachkriegsjahrzehnte“, wurden mindestens zwischen 400 und 500 Münsteraner*innen zwangssterilisiert, von denen 350 namentlich identifiziert werden konnten. Eines der bekanntesten Opfer ist wohl der Münsteraner Antifaschist, Anarchist und Kommunist Paul Wulf, der 1999 verstarb.

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