In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Münster – Stolpersteine gegen das Vergessen: Frieda Rothschild

Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig in Münster, verlegt am 13. Dezember 2023 mit dem Verein „Spuren Finden e.V.“ in der Korduanenstraße 5 für: Frieda Rothschild (geb. Heimbach).
Sie wurde am 18. Dezember 1900 in Laer / Kreis Steinfurt geboren. Frieda Rothschild wohnte danach in Brüggen / Niederrhein und während des Krieges in Münster. Verheiratet war sie mit Emil Rothschild. Das Paar hatte zwei Kinder: Lieselotte und Günter, der als einziger aus der Familie den Holocaust überlebte. Er konnte am 8. Dezember 1939  nach Palästina flüchten und verstarb in Israel.

Foto Stolperstein: Lothar Hill, Quelle Foto Frieda Rothschild: Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 – 1945. Teil I Biographisches Lexikon, Münster ²200. Bild vergrößern.

Am 13. Dezember 1941 wurde Frieda Rothschild mit ihrem Ehemann und Tochter ab Münster-Osnabrück-Bielefeld in das deutsche Ghetto/KZ Riga (Lettland) deportiert und von dort am 9. August 1944 in das KZ Stutthof bei Danzig. 1945 starb sie auf einem „Todesmarsch“. Ehemann Emil und Liselotte Rothschild verloren dort ebenfalls ihr Leben.

*Quelle: Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Teil 1: Biographisches Lexikon, Münster 2001.

Am 25. Januar 1945, als die Rote Armee nur noch wenige km entfernt war, befahl Kommandant Paul-Werner Hoppe die Evakuierung des Lagers ins Reich. Etwa 110.000 Menschen waren insgesamt in diesem Konzentrationslager inhaftiert, wovon ungefähr 65.000 umkamen. Am 9. Mai 1945 befreiten sowjetische Soldaten der 48. Armee der 3. Weißrussischen Front das Lager.

Während der Zeit des Nationalsozialismus war Münster Sitz der Gauleitung vom Gau Westfalen-Nord sowie der Ordnungspolizei, unter deren Leitung circa 200.000 Ordnungskräfte am Massenmord an Juden, Sinti, Roma, Homosexuellen und anderen Gruppen beteiligt waren.

Von den im Jahre 1933 ursprünglich 708 Angehörigen der jüdischen Gemeinde Münster wurden 299 Menschen in Konzentrationslager deportiert, von denen nur 24 überlebten. Insgesamt 280 jüdische Bürger verließen Münster und emigrierten ins Ausland, sieben begingen Selbstmord und vier überlebten den Nationalsozialismus in Münster im Untergrund. Abzüglich der 77 Personen, die in diesem Zeitraum eines natürlichen Todes starben, verbleiben 42 Menschen, deren Schicksal ungeklärt geblieben ist. Darüber hinaus wurden aber u.a. auch Deserteure, sog. „Asoziale“, Homosexuelle, Zeugen Jehovas sowie Sinti:zze und Rom:nja aus Münster, Opfer der Nationalsozialisten. Im Rahmen des „Euthanasie-Erlass“ vom 1. September 1939, wurden zudem zwischen 1940 und 1943 über 550 Menschen aus der Heilanstalt Marienthal in Münster (heute LWL-Klinik) in Todeslager deportiert und ermordet. Von Haus Kannen in Münster-Amelsbüren wurden 106 Bewohner*innen Opfer der NS-Tötungsmaschinerie.

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Nazi-Opfer aus Münster und der damaligen Gemeinde Wolbeck (seit dem 1. Januar 1975 ein Stadtteil der Stadt Münster)

Laut des am 17. März 2021 vom Rat der Stadt Münster beschlossenen Forschungsprojektes „Gedenken an die verfolgten Homosexuellen und vergessenen Opfergruppen der NS-Zeit und der Nachkriegsjahrzehnte“, wurden mindestens zwischen 400 und 500 Münsteraner*innen zwangssterilisiert, von denen 350 namentlich identifiziert werden konnten. Eines der bekanntesten Opfer ist wohl der Münsteraner Antifaschist, Anarchist und Kommunist Paul Wulf, der 1999 verstarb.







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