In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – Stolpersteine gegen das Vergessen in Münster: Abraham Klausner

Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig in Münster, verlegt mit dem Verein „Spuren Finden e.V.“ in der Jüdefelderstraße 41: Abraham Klausner. Er wurde am 4. August 1889 in Grobla? /Galizien geboren und im KZ Auschwitz ermordet. Verheiratet war er mit Sabine Klausner, die den Holocaust überlebte und in Israel begraben wurde. Das Ehepaar Klausner hatte einen Sohn (Joel), der ebenfalls wie Abraham Klausner im deutschen Vernichtungs- und Konzentrationslager Auschwitz von Nazis ermordet wurde.

Fotos: Lothar Hill (vergrößern)

*Der Kaufmann Abraham Klausner war bekannt unter dem Mädchennamen seiner Mutter und hatte zunächst die österreichische und seit 1919 die polnische Staatsangehörigkeit. Er zog 1924 nach Münster und wohnte Jüdefelderstraße 42 und 15. Er übernahm am 1. Juli 1924 ein Kleider- und Schuhdetailgeschäft in der Jüdefelderstraße 42 von seiner Schwester Lotti Sperling. Es wurde von den Nationalsozialisten 1938 geschlossen (offiziell gelöscht am 3. Januar 1939). Schlüssel wurden konfisziert. Die ganze Familie wurde am 28. Oktober 1938 im Rahmen der „Polenaktion“ einige Tage im Gefängnis in Münster inhaftiert. Anschließend erfolgte die Ausweisung nach Zbaszyn/Bentschen an der deutsch-polnischen Grenze.

Von dort konnte Abraham Klausner für kurze Zeit nach Münster zurückkehren, um seine Geschäfte abzuwickeln, den Haushalt aufzulösen und das Umzugsgut zu versenden. Anschließend flüchtete er nach Belgien und wurde dort im Durchgangslager Mechelen inhaftiert. Mit dem ersten Transport ab Mechelen am 4. August 1942 wurde er zusammen mit fast 1000 weiteren Personen nach Auschwitz deportiert. Ob Abraham Klausner nach der Selektion zu denjenigen Häftlingen gehörte, die zur Zwangsarbeit herangezogen wurden, oder ob er mit den 250 eingelieferten Männern sogleich in den Gaskammern ermordet wurde, ist ungewiss. Im Jahre 1952 wurde Abraham Klausner für tot erklärt. Sabine Klausner gelangte mit ihrem Sohn Joel von Zbaszyn/Bentschen in das Zwangsarbeitslager Plaszow bei Krakau. Dort wurde sie von ihm getrennt. Sabine Klausner lebte nach ihrer Befreiung in Berlin. Auf ihren Wunsch wurde die Jüdin in Israel begraben.

*Quelle: Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Teil 1: Biographisches Lexikon, Münster 2001.

Während der Zeit des Nationalsozialismus war Münster Sitz der Gauleitung vom Gau Westfalen-Nord sowie der Ordnungspolizei, unter deren Leitung circa 200.000 Ordnungskräfte am Massenmord an Juden, Sinti, Roma, Homosexuellen und anderen Gruppen beteiligt waren.

Von den im Jahre 1933 ursprünglich 708 Angehörigen der jüdischen Gemeinde Münster wurden 299 Menschen in Konzentrationslager deportiert, von denen nur 24 überlebten. Insgesamt 280 jüdische Bürger verließen Münster und emigrierten ins Ausland, sieben begingen Selbstmord und vier überlebten den Nationalsozialismus in Münster im Untergrund. Abzüglich der 77 Personen, die in diesem Zeitraum eines natürlichen Todes starben, verbleiben 42 Menschen, deren Schicksal ungeklärt geblieben ist. Darüber hinaus wurden aber u.a. auch Deserteure, sog. „Asoziale“, Homosexuelle, Zeugen Jehovas sowie Sinti:zze und Rom:nja aus Münster, Opfer der Nationalsozialisten. Im Rahmen des „Euthanasie-Erlass“ vom 1. September 1939, wurden zudem zwischen 1940 und 1943 über 550 Menschen aus der Heilanstalt Marienthal in Münster (heute LWL-Klinik) in Todeslager deportiert und ermordet. Von Haus Kannen in Münster-Amelsbüren wurden 106 Bewohner*innen Opfer der NS-Tötungsmaschinerie.

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Nazi-Opfer aus Münster und der damaligen Gemeinde Wolbeck (seit dem 1. Januar 1975 ein Stadtteil der Stadt Münster)

Darüber hinaus wurden aber u.a. auch Deserteure, sog. „Asoziale“, Homosexuelle, Zeugen Jehovas sowie Sinti:zze und Rom:nja aus Münster, Opfer der Nationalsozialisten. Im Rahmen des „Euthanasie-Erlass“ vom 1. September 1939, wurden zudem zwischen 1940 und 1943 über 550 Menschen aus der Heilanstalt Marienthal in Münster (heute LWL-Klinik) in Todeslager deportiert und ermordet. Von Haus Kannen in Münster-Amelsbüren wurden 106 Bewohner*innen Opfer der NS-Tötungsmaschinerie. Laut des am 17. März 2021 vom Rat der Stadt Münster beschlossenen Forschungsprojektes „Gedenken an die verfolgten Homosexuellen und vergessenen Opfergruppen der NS-Zeit und der Nachkriegsjahrzehnte“, wurden mindestens zwischen 400 und 500 Münsteraner*innen zwangssterilisiert, von denen 350 namentlich identifiziert werden konnten. Eines der bekanntesten Opfer ist wohl der Münsteraner Antifaschist, Anarchist und Kommunist Paul Wulf, der 1999 verstarb.

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