Einweihung Info-Stele am Train-Kriegerdenkmal in Münster: „Weiterer Schritt zur Beseitigung der Kolonial-Apologetik in Münster getätigt“

Arbeitskreis Afrika (AKAFRIK) Münster fordert u.a. kollektive Versammlung aller kolonial-, kriegs- und gewaltverherrlichenden Schandmale in Münster auf einem zentralen „Schandmalfriedhof“

Münster. Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung am 16. Mai 2023, weihte Bürgermeisterin Maria Winkel mit Vertreter*innen aus der Kommunalpolitik und der Stadtverwaltung und einige Bürger*innen die neue Informations-Stele an dem umstrittenen kolonialen Train – Denkmal am Ludgerikreisel offiziell ein. Es glorifiziert u.a. deutsche Soldaten, die am Völkermord an den Herero und Nama in Namibia (1904 bis 1908) beteiligt waren. Soldaten der in Münster stationierten „Train-Abteilung Nr. 7“, waren auch an der blutigen Niederschlagung Boxeraufstands in China 1901 beteiligt.

Auch Thomas Siepelmeyer vom Arbeitskreis Afrika (AKAFRIK) war unter den Teilnehmer*innen der Einweihungszeremonie. Aus seiner Sicht wäre hier ein weiterer Schritt zur Beseitigung der Kolonial-Apologetik in Münster getätigt worden. Mit dabei hatte er eine Gedenktafel des AKAFRIK aus den 80er Jahren, mit der Inschrift: „Wir gedenken der Opfer des Völkermordes unter Deutscher Kolonialherrschaft in Namibia.“

Thomas_Soepelmeyer Train-Denkmal Münster
Fotos: Thomas Siepelmeyer

An das 1925 aufgestellte Train-Schandmal stoßen sich Friedensaktivist*innen und Afrikagruppen schon seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Seitdem fordert auch der Arbeitskreis Afrika (AKAFRIK) Münster die Entfernung des kolonialen, völkermörderverherrlichenden Train – Denkmals am Ludgerikreisel. Zahlreiche Aktionen hat der Arbeitskreis bereits vor diesem Schandmal organisiert. So wurde 1984 im Rahmen einer Protestaktion des AKAFRIK diese Gedenktafel dort aufgestellt. Jedoch wurde sie kurz darauf von der Stadt Münster bei Nacht und Nebel entfernt und galt für 35 Jahre als verschollen. 2019 wurde sie wiederentdeckt und vom AKAFRIK zurückgefordert. Im April 2021 wurde die Tafel von der Stadtverwaltung Münster zurückgegeben.

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9. Dezember 1982: Verhüllung des Denkmals mit der Aufschrift „Dieses Denkmal ist ein Schandmal“ durch die Dritte-Welt-Gruppe AKAFRIK (Arbeitskreis Afrika). Auszug aus dem Inhalt eines Flugblatts: „Wer weiß schon in unserer Stadt, dass damals, für Volk und Kaiser in der Kolonie ein Völkermord begangen wurde, der seine Fortsetzung, in allerschrecklichstem Ausmaß, im Völkermord an den Juden im Nationalsozialismus fand?“ Foto: Stadtblatt 1/1983.

Vor dem Hintergrund der offiziellen Einweihung der Info-Stele am Train-Denkmal gab Thomas Siepelmeyer vom Arbeitskreis Afrika (AKAFRIK) nachfolgende Erklärung ab (ungekürzt):

„Am Dienstag, 16.5.23 wurde in Münster an der Promenade – Ludgerikreisel (praktisch neben dem Domplatz das „Zentrum“ der Stadt, wenigstens verkehrstechnisch), ein weiterer Schritt zur Beseitigung der Kolonial-Apologetik in Münster getätigt, nach dem über 40 Jahre langem Kampf von AKAFRIK, 3.-Welt-, Friedens- und anderer Bewegungen in Münster gegen dieses und viele andere kriegs- und gewaltverherrlichende „Denkmäler“ auf der Promenade. (s. Artikel dazu in den WN).

Train-Denkmal

Train-Denkmal. Foto: Lothar Hill. Bild vergrößern

Im Gegensatz zum Artikel sind wir der Meinung, dass auf der Stele im letzteren längeren Absatz doch schon auf die lange Auseinandersetzung um dieses Schandmal eingegangen wird – es hätte bzgl. des Verhaltens der Stadt natürlich noch schärfer gefasst werden können. Aber haben wir so nicht erwartet.

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Noch einmal deutlich, was der AKAFRIK weiterhin fordert und unter welchen Bedingungen wir die originale Platte aus 1984 zur Verfügung stellen werden:

Entweder

– werden alle kolonial-, kriegs- und gewaltverherrlichenden Schandmale in Münster auf einem zentralen Schandmalfriedhof (z.B. am Mühlenhof am Aasee) kollektiv versammelt und der Öffentlichkeit zu Information, Bildung und Forschung zugänglich gemacht – die von der Verherrlichung des Angriffs auf Frankreich 1871 bis zur Apologie der Verbrechen der Wehrmacht-Einheiten, die Stalingrad zerstört und seine Bevölkerung massakriert haben, reichen, und noch 1961, also zu Zeiten der „demokratischen BRD“, errichtet wurden –

oder

– das Traindenkmal wird um 90° auf den Erdboden gestürzt und unter Mitwirkung der Nachfahren der Opfer des Völkermords wird ein ganz neues Denkmal-Ensemble an diesem Platz zur Erinnerung an den Völkermord an den Nama und Herero installiert.“

Münster: Streit um koloniales und völkermörder – verherrlichende Train-Denkmal

Mitten in Münster steht das koloniale und völkermörder – verherrlichende Train – Schandmal. Dieser hässliche graue Steinhaufen steht bereits seit 100 Jahren dort und glorifiziert u.a. deutsche Soldaten, die am Völkermord an den Herero und Nama in Namibia (1904 bis 1908) beteiligt waren.
Daran stoßen sich Friedensaktivist:innen und Afrikagruppen schon seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
In dieser Zeit hatte Thomas Siepelmeyer vom Arbeitskreis Afrika (AKAFRIK) mit Mitstreiter:innen eine Gedenktafel am Denkmal aufgestellt. Sie verschwand kurz darauf jedoch an einen unbekannten Ort. Nun ist die Tafel nach fast 40 Jahren wieder aufgetaucht.
Mit dieser Gedenktafel wollte Thomas Siepelmeyer an den brutalen Völkermord an den Herero und Nama durch Truppen der damaligen deutschen Kolonialmacht in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika erinnern.

Für gefangene Hereros und Nama ließ die Kolonialverwaltung Konzentrationslager bauen. Schätzungen gehen davon aus, dass von 1904 bis 1908 zwischen 54.000 und 74.000 Herero und Nama starben, andere Quellen sprechen von bis zu 100.000 Toten. Etwa 80 Prozent der Herero wurden dabei ermordet.

Münster: Kriegerdenkmäler in der Promenade – Train-Denkmal

Thomas Siepelmeyer (AKAFRIK) zum Train-Denkmal u. a. kriegsverherrlichenden Schandmalen in Münster

Münster: Blutspur des preußisch-deutschen Militarismus – Kriegerdenkmäler an der Promenade

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