„Ein halbes Jahr für einen Artikel recherchiert, mit der klaren Intention, den Integrationsrat Münster und deren Mitglieder in Verruf zu bringen“

Offener Leserbrief von Maria Salinas (Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt Münster) zum WN – Artikel unter dem Titel: „Ein Arbeitgeber, der Fragen aufwirft“ (Lokalteil Münster) vom 6. März 2024

Münster. Erneut ist der Integrationsrat der Stadt Münster ins Fadenkreuz der WN/MZ – Berichterstattung geraten: In einem am 6. März 2024 veröffentlichten Artikel der WN unter der Überschrift „Ein Arbeitgeber, der Fragen aufwirft“ behauptet der Verfasser Nils Dietrich, dass ein Mitglied des Integrationsrates der Stadt Münster Geschäftsführer eines Internehmens gewesen wäre, welches der vom Verfassungsschutz beobachteten Muslimbruderschaft zuzuordnen wäre.

Maria Salinas (Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt Münster. Foto: „Das andere Münster“. Bild vergrößern.

Dem widerspricht die Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt Münster entschieden: „Der Verfasser Nils Dietrich hat den Integrationsrat im Titel des Artikels der Onlineversion noch tendenziöser ins Negative gerückt und somit das Öffentlichkeitsbild des Integrationsrates zum wiederholten Male beschädigt. Das genannte IR-Mitglied hat die Stelle weder angetreten noch jemals einen Vertrag unterschrieben“. Die IR-Vorsitzende hat nun mit einem offenen Leserbrief an die WN-Redaktion in Münster reagiert, den wir nachfolgend ungekürzt dokumentieren:

Offener Leserbrief zum WN-Artikel „Ein Arbeitgeber, der Fragen aufwirft“ vom 6.3.24

Sehr geehrte Damen und Herren,

kaum ein Artikel über die gute Arbeit des Integrationsrates sowie die selbst organisierten sozialen, kulturellen, wissenschaftlichen Veranstaltungen und Aktionen, die von Migrant*innen in Münster selbst initiiert werden, finden Interesse der Redakteur*innen der WN. Dafür aber wird fast ein halbes Jahr für einen Artikel recherchiert, mit der klaren Intention den Integrationsrat und deren Mitglieder in Verruf zu bringen. Bei diesem Verhalten der WN, die das Printmedien-Monopol in Münster hat, stellt sich die Frage: Was für ein Ziel wird hier verfolgt? Wessen Interessen spielen hier eine Rolle? Der Integrationsrat ist ein interkulturelles Gremium, das sich ehrenamtlich für die Integration, Gleichstellung und das friedliche Zusammenleben in der Stadt einsetzt. 30.000 und davor 20.000 Menschen in Münster haben sich klar gegen den Rassismus und für Vielfalt positioniert, über 25% von uns haben eine Migrationsvorgeschichte. Der Integrationsrat ist das einzige Gremium, das lediglich von Menschen mit Migrationsvorgeschichte gewählt wird. Also, die einzige Chance auf eine demokratische Partizipation. Wir setzen uns für die Demokratie auf Augenhöhe ohne Wenn und Aber!

Maria A. Salinas (She/Her)

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Politischer Angriff auf etablierte Gremien und Kulturvereine der Stadt Münster (19.10. 23)

Die CDU-Ratsfraktion attackierte zusammen mit der Presse den gewählten Integrationsrat der Stadt Münster. Auch die erfolgreichen und über Jahre etablierten Kulturvereine Afaq Münster und Odak Münster waren Ziel des populistischen Geschehens. Maria Salinas, Vorsitzende des Integrationsrates, ordnet die Vorwürfe der Münsteraner Opposition bei uns ein.

Leider sind am 1. August 2014 mit der Übernahme der Münsterschen Zeitung durch den WN-Herausgeber Aschendorf-Verlag, die letzten Reste Pressevielfalt auch in Münster beerdigt worden, da die WN nun seitdem quasi eine Monopolstellung in Münster besitzt.

Die in Berlin erscheinende überregionale Tageszeitung nd (Neues Deutschland), hat dazu am 13. August 2021 einen treffenden Beitrag unter dem Titel „Schrumpfen ist keine Lösung“ veröffentlicht:

Münster bietet vieles, was eine Stadt lebenswert macht: Etwas über 300. 000 Einwohnerinnen, eine unterdurchschnittliche Arbeitslosenquote und bei der Bundestagswahl vor vier Jahren das niedrigste AfD-Ergebnis aller Wahlkreise. Außerdem verfügt die Stadt über etwas, was jenseits von Metropolregionen wie Berlin, Hamburg und dem Ruhrgebiet längst zur Rarität geworden ist: An lokaler Berichterstattung interessierte Leserinnen können mit der »Münsterschen Zeitung« (MZ) und den »Westfälischen Nachrichten« (WN) gleich zwischen zwei Regionalzeitungen wählen. Vielfalt, mindestens immer zwei publizierte Meinungen zu einem Thema, verschiedene Blickwinkel – so sieht Medienvielfalt im Lokalen aus. Oder?

Die Geschichte hat jedoch einen entscheidenden Haken: Sie ist nicht wahr. Zwar gibt es in Münster tatsächlich zwei Lokalblätter, doch eines davon ist nicht mehr als eine »Zombie-Zeitung«. Diesen mehr als treffenden Begriff nutzte die Journalistin Anna von Garmissen vor einigen Monaten, als sie für das medienkritische Onlinemagazin »Übermedien« über den Etikettenschwindel berichtete, der da in Münster eine angebliche Medienvielfalt suggeriert, die es vor Ort schon lange nicht mehr gibt.

In Wahrheit verfügt die »Münstersche Zeitung« nicht einmal mehr über eine eigene Redaktion. Die überregionale Berichterstattung wird aus Nachrichtenagenturen und der »Rheinischen Post« übernommen, die Lokalberichterstattung stammt vom früheren Konkurrenten »Westfälische Nachrichten«. Der Grund: Bereits 2014 übernahm WN-Eigentümer Verlag Aschendorff die finanziell angeschlagene MZ. Es folgte, was Betriebswirtschaftler*innen zu gerne als Sanierung beschönigen: Noch im selben Jahr machten die Lokalredaktionen der MZ dicht.

Damit die seitdem herrschende Einfalt nicht sofort auffällt, erscheinen Texte aus der WN oft erst mit einigen Tagen Verzögerung in der MZ, Überschriften und Fotos werden zudem verändert. Auf den ersten Blick ist nicht erkennbar, dass die »Münstersche Zeitung« nur noch ein seelenloses Zweitprodukt aus dem Hause Aschendorff ist.

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