Frieko Münster lädt zu Gedenkveranstaltung am 9. März für Otto Freundlich (Künstler & NS-Opfer) ein

Münster. Anlässlich des 81. Jahrestages der Ermordung des Künstlers Otto Freundlich im Konzentrationslager Lublin / Majdanek (vermutlich am 9./10. März 1943), lädt die Friedenskooperative (FRIEKO) Münster, zu einer kleinen Gedenkfeier am 9. März, ab 13 Uhr, vor der Bronzeplastik des Künstlers und Nazi-Opfers Otto Freundlich „Der Aufstieg“, am Servatii-Kirchplatz in Münster ein. Es handelt sich hier um eine monumentale Bronzeplastik (2 x 1,04 x 1,04 Meter). 1929 entstand dieses Werk in Paris. Freundlich nimmt in seiner Arbeit Elemente des Kubismus auf und verbindet diese mit einer surrealen Komponente. Freundlich nimmt in seiner Arbeit Elemente des Kubismus auf und verbindet diese mit einer surrealen Komponente. Der heutige Bronzeguss, der für den Künstler selbst nicht zu finanzieren war, wurde erst 1960 in der Pariser Gießerei Susse realisiert. Angekauft wurde die Plastik 1981 für 360.000 DM mit Mitteln aus dem 1977 eingerichteten „Fonds zur Anschaffung von Kunstwerken“

Der Maler und Bildhauer Otto Freundlich und seine Bronzeplastik „Der Aufstieg“ in Münster

Der Maler und Bildhauer Otto Freundlich, wurde 1878 in Stolp, Pommern geboren. Er gehört zur „Pionier-Generation der Abstrakten“ und fand insbesondere im Bereich der Skulptur einen eigenständigen Weg zur Abstraktion. Nicht nur aufgrund seines politischen Engagements geriet er in Gegensatz zu den Nationalsozialisten. Seine Skulptur „Großer Kopf“ aus dem Jahr 1912 wurde 1937 als Titelbild des Ausstellungshefts „Entartete Kunst“ anprangernd gezeigt. Er selbst wurde (vermutlich am 9./10. März 1943) im Konzentrationslager Lublin / Majdanek ermordet. Sein tragisches Schicksal und die bis heute unzureichende Würdigung seiner Persönlichkeit und seines künstlerischen Werkes dürfen als beispielhaft angesehen werden für die Leiden von Juden und Avantgardekünstlern unter der Herrschaft der Nationalsozialisten.

Otto Freundlich wird gerade in Deutschland nicht erwähnt (oder kaum), weil er den einen Jude und „Links“ war, den anderen nicht „Links“ genug war, bzw. seine Kritik, Sichtweise auch nach dem 2. Weltkrieg nicht akzeptiert wurde. Dagegen wird in Frankreich zumindest seine künstlerische Arbeit sehr geschätzt.

„Die Fehler, die furchtbaren Gewalttaten der Geschichte müssen einer Ordnung des vorhandenen Lebensraums weichen. Wir müssen in größeren Zeitmaßen denken, größere Raumverhältnisse uns vorzustellen lernen. Wir müssen die Kraft nicht mit der Gewalt verwechseln, und die Kräfte selbst, die im Inneren wie im äußeren Leben den Stempel der Vergangenheit und der Zukunft tragen, müssen wir für die gemeinsamen positiven Ziele der Menschheit richtig deuten, ihnen die Möglichkeit geben, sich aus der Erstarrung zu befreien und schöpferisch mitzuwirken. Je inniger die alltäglichen Aufgaben mit den intimsten geistigen und ethischen Bedürfnissen des Menschen verbunden sind, desto freier, desto dauernder, desto tiefer wird die Bereitschaft jedes Einzelnen werden, (…) eine neue Vorstellungswelt in sich aufzunehmen. Da alles, was wir uns vorstellen, bildhaft ist, (…) ist eine neue Vorstellungswelt immer eine neue Bildwelt.“
(Otto Freundlich, in „Ein Wegbereiter der gegenstandslosen Kunst“ Otto Freundlich, Schriften, Herausgegeben von Uli Bohnen, 1940 – 42, Ideen und Bilder, Aufzeichnungen eines Malers (Auszug), S. 226)

Otto Freundlich, Ascension, 1929/1960, 51°57’37.5″N 7°37’57.1″E

https://www.kunsthallemuenster.de/de/sammlung/otto-freundlich-ascension-aufstieg-1982-5157375n-7

Kunstprojekt „Straße des Friedens“

*1971 griff der Künstler Leo Kornbrust Freundlichs Idee auf und initiierte eine erste Straße der Skulpturen im Saarland. Der saarländische Bildhauer Paul Schneider initiierte 1985 im Saarland eine zweite Skulpturenstraße („Steine an der Grenze“), die ebenfalls der Idee Freundlichs gewidmet wurde. Mittlerweile umfasst diese Straße etwa 30 Skulpturen internationaler Künstler. 1999 begann der Verkehrsverein Salzgitter-Bad nach einer Anregung des Künstlers Gerd Winner mit der Realisierung eines weiteren Skulpturenweges als Hommage à Otto Freundlich 1878–1943, der mittlerweile (2006) sieben großformatige Stahlskulpturen renommierter internationaler Künstler zeigt. Inzwischen sind viele weitere Orte und Initiativen an einer „Straße des Friedens“ quer durch Europa beteiligt. *Quelle: Wikipedia.

Münster: Denkmäler-Radtour Promenade: Skulptur „Der Aufstieg“ von Otto Freundlich (25. September 2020)

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